LEMBRUCH. Geben und Nehmen waren zwei wichtige Aspekte, aber auch Akzeptanz und Toleranz spielten eine große Rolle: Mehr als 130 Menschen mit Migrationshintergrund, Babys, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren aus unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften, verlebten am Samstag auf dem Abenteuerspielplatz in Lembruch einen Aktionstag voller Spiel, Spaß, Sport und guter Laune.

Angereist waren die Besucher aller Altersgruppen schon am frühen Morgen aus der ostwestfälisch-lippischen Gemeinde Hiddenhausen – mit zwei Bussen und mehreren Bullis. Ziel des Tagesausflugs über die nordrheinwestfälische Landesgrenze hinweg war, insbesondere den Kindern einen unvergesslichen Tag zu bereiten. Es war ein Mitmachtag ausschließlich für Menschen, für die der Begriff „Urlaubsreise“ allein schon aus finanziellen Gründen bisher ein Fremdwort war und auch in Zukunft ein Fremdwort bleiben wird.

Schon im Vorfeld hatten sich die Organisatoren Hussien Khedr, Shakila Ghulami, Jörg Luttmann und Bettina Kröger über die Freizeit-Möglichkeiten am zweitgrößten niedersächsischen Binnensee informiert und über die SPD in NRW Verbindung zur Lembrucher Bürgermeisterin Margarete Schlick aufgenommen. Die Ratsvorsitzende kümmerte sich dann „auf dem kleinen Dienstweg“ darum, dass der direkt am See gelegene Spielplatz ebenso für die ostwestfälischen Gäste zur Verfügung stand wie die überdachte Grillanlage. „Sie war die richtige Ansprechpartnerin, die uns in allen Belangen geholfen hat“, zeigten sich die Organisatoren sehr dankbar.

Der gebürtige Ägypter Hussien Khedr, der seit fünf Jahren in Deutschland lebt, ist selbst Sozialdemokrat und leistet humanitäre Hilfe, wo immer sie benötigt wird. Weil er perfekt die deutsche Sprache beherrscht, ist er in Hiddenhausen als Flüchtlingshelfer tätig und leitet in der ostwestfälischen Gemeinde als Vorsitzender den dortigen Integrationsausschuss. Zudem ist er wiederholt als allgemein beeidigter Dolmetscher und ermächtigter Übersetzer unterwegs.

Schon mehr als 20 Mal haben Hussien Khedr und sein Orga-Team vom Integrationsausschuss Veranstaltungen für finanziell benachteiligte Menschen mit Migrationshintergrund ausgerichtet. „Über 20 Familien sind heute hier“, betrachtete Khedr das ausgelassene Treiben an den Spielgeräten. Mit Freude registrierte er, dass ein Team junger Männer aus Syrien, Ägypten, Afghanistan, aus dem Iran und dem Irak auf dem Volleyballplatz ein Match gegen eine deutsche Mädchenmannschaft bestritt. „Das ist eine tolle Willkommenskultur“, bewertete der Ägypter das Zustandekommen der Partie, „und gelebte Integration“.

Besuchergruppe auf dem Abenteuerspielplatz
Eine mehr als 130-köpfige Besuchergruppe mit Migrationshintergrund aus der Gemeinde Hiddenhausen in Ostwestfalen/Lippe verlebte am Samstag einen abwechslungsreichen Tag auf dem Abenteuerspielplatz in der Dümmergemeinde Lembruch.

Annähernd 400 Menschen hätten sich in den Tagen zuvor auf die Ausschreibung für den Ausflug an den Dümmer beworben, resümierte Khedr mit Blick auf den hölzernen Kletterturm und die Reihe der hungrig gewordenen Kinder am Grill. „Wir mussten vielen Interessenten absagen“, bedauerte der Organisator, „sonst hätte das den Rahmen gesprengt.“ Zur Finanzierungsfrage teilte Khedr mit, dass es für die Veranstaltung finanzielle Zuwendungen von „Komm an“ NRW, dem CVJM und der „Aktion Mensch“ gegeben habe. „Das war wichtig, weil alle Teilnehmer zum Nulltarif mitgefahren sind.“ Auch das Busunternehmen habe sich in den Dienst der guten Sache gestellt und einen Sonderpreis gemacht. „Aus jedem Kind kann alles werden“, nannte er als Slogan für den Tag.

Weil die Veranstaltung von der SPD in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mitgetragen wurde, besuchten am Nachmittag neben der heimischen Landtagsabgeordneten Luzia Moldenhauer auch Unterbezirksvorsitzender Ingo Estermann, Ljiljana Zeisler von der SPD in Diepholz sowie der Hüder Bürgermeister Heiner Richmann, Manfred Lübker, Angelika Lüters-Wobker und Matthias Galle aus dem Samtgemeinde-Verband Lemförde die Besuchergruppe. „Nachahmenswert“ empfand Ingo Estermann die Aktion des Hiddenhauser Integrationsausschusses, und Heiner Richmann ergänzte, dass auch andere regionale Kommunen mit besonderen Freizeitangeboten Gastgeber für finanziell benachteiligte Menschen sein könnten.

Von Gerhard Scheland